»Die Geister von New York« von Craig Schaefer

31.10.23

Lionel Page hat es sich zur Aufgabe gemacht, all die Scharlatane und Wunderheiler zu entlarven, die anständigen Leuten das Geld aus der Tasche ziehen wollen. An übernatürliche Phänomene glaubt der gerissene Reporter nicht. Doch als er eines Tages in New York ein verschollenes Manuskript von Edgar Allan Poe aufspüren soll, muss Lionel feststellen, dass offenbar nicht alles, worüber der Horror-Großmeister geschrieben hat, seiner Fantasie entsprungen ist – und dass Lionel selbst dem Übernatürlichen bereits näher gekommen ist, als er geahnt hat …

Lionel Page, Journalist aus Chicago, hat sich darauf spezialisiert, Scharlatane auffliegen zu lassen. Nachdem er von einem anderen Journalisten aufgefunden wurde, der damit drohte Lionels Vergangenheit ans Licht kommen zu lassen, geht Lionel einen Pakt mit der mysteriösen Regina Dunkle ein. Eine mächtige und überaus reiche Frau. Ihre einzige Bedingung, damit Lionels Vergangenheit ruhen kann, ist, dass er ein verschollenes Manuskript von Edgar Allan Poe aufspüren soll.

In New York angekommen, trifft er in der Hotelbar auf die reizende Maddie. Beide sind zu Anfang nicht ehrlich zum jeweils anderen und nachdem Lionel seinem ersten Hinweis auf das Manuskript von Edgar Allan Poe nachgeht, stößt er auf seine erste Leiche. Auf brutale Art und Weise ermordet. Seltsam ist nur, dass Lionel Maddie dabei beobachtet, wie sie zuvor den Tatort verlassen hat.

Immer wieder scheint Maddie Lionel einen Schritt voraus zu sein. Immer wieder kreuzen sich ihre Wege und es stellt sich heraus, dass Regina Dunkle sie beide auf die selbe Arbeit angesetzt hat. Doch nachdem sie das Manuskript bei einer Versteigerung aufspüren können, bricht Lionels Glauben an seine bisherige Welt zusammen. Er wird Zeuge, wie eine jahrtausendealte Göttin eine Opfergabe dargebracht wird und wenig später wird er Zeuge von schwarzer Magie. Lionel, der bisher Atheist war, muss seinen Glauben erneut überdenken. Der Mann, welcher die dunkle Magie gebraucht, kommt Lionel sehr bekannt vor und so holt seine tragische Vergangenheit ihn ein. Der mysteriöse Mann stiehlt das Manuskript und Lionel und Maddie müssen zusammenarbeiten und finden auf romantische Weise zueinander. Zusammen finden die beiden heraus, dass es in New York keine Geister mehr gibt und dass ein dunkler Hexer mysteriöse Gerätschaften in New York versteckt hat, die die Seelen der Verstorbenen aufsaugt und speichert. Immer mehr rutscht Lionel in die magische Welt von New York, trifft auf menschenfressende Ghule, Götter, Hexen und Unsterbliche. Und ganz nebenbei erweckt Maddie in Lionel selbst magische Kräfte.

Craig Schaefers Schreibstil lässt sich sehr flüssig lesen - da sind schnell mal hundert und mehr Seiten in einem Rutsch gelesen. Ich mochte die okkulten und mythischen Anspielungen und auch die Verknüpfung zu Edgar Allan Poes Geschichte Die Tatsachen im Fall Waldemar. Aber es dauerte einfach zweihundert Seiten zu lange, bis die Geschichte endlich an Fahrt aufnimmt. Anfangs liest sich die Geschichte eher wie eine Thriller/Krimi-Romanze. Meiner Meinung nach hätte man auf den romantischen Subplot, der mir einfach zu konstruiert wirkte, gut verzichten können, denn die überstürzt wirkende Romanze und Verliebtheit zwischen Lionel und Maddie hat die eigentliche Handlung des Romans ausgebremst und der Spannung einen unschönen Dämpfer verpasst. Die Dialoge triefen von Humor und Sarkasmus, was ein wenig den Ernst der Lage verbleichen ließ. Mit Humor in Romanen ist es bei mir immer so eine Sache. Mal funktioniert es, mal nicht. Hier hat es anfangs funktioniert, aber mit Fortschreiten der Geschichte, kam mehr als ein Schmunzeln nicht mehr rum. 

Ich möchte die Geschichte überhaupt nicht nur negativ bewerten. Abgesehen davon, dass hie und da ein Wort im Satz gefehlt hat oder ein Tippfehler vom Lektorat übersehen wurde und manche Redewendungen auffällig wiederholt wurden, hat mir Die Geister von New York gefallen. Ich wurde einige Stunden lang gut unterhalten. Gut. Mehr auch nicht. Auch wenn wir in Rückblenden mehr über Lionels und Maddies Vergangenheit erfahren, blieben sie mir dennoch etwas zu blass in Erinnerung zurück, so dass ich für keinen der beiden wirklich Sympathien hegen konnte. Die Auflösung der ganzen Geschichte war mir ein wenig vorhersehbar gewesen. Nur was den Fall um Waldemar anging, war ich von dieser Auflösung doch überrascht. Insgesamt betrachtet, kann man dieses Buch wie einen Blockbuster-Film vergleichen. Man wird von soliden Charakteren und einem interessanten Plot gut unterhalten. Aber das gewisse Etwas fehlt einfach. Ich bin auch unschlüssig, ob ich zur Fortsetzung greifen werde. Ich kann gut nach diesem ersten Band einen Schlussstrich ziehen. Neugierig auf Mehr hat mich das Ende dieser Geschichte nicht zurückgelassen.

Verlag: Heyne / Seiten: 568 / Genre: Urban-Fantasy / Einband: Klappenbroschur / Übersetzer: Michael Siefener / Preis: 16,00 Euro / ISBN: 978-3-453-32126-7 /

Das könnte dir auch gefallen:

3 comments

  1. Schönen guten Morgen!

    Das klingt alles irgendwie so okay, aber richtige Begeisterung kam anscheinend nicht auf. Schade!
    Ich weiß auch nicht, warum immer solche romantischen Anteile mit reingepackt werden müssen wenn sie eigentlich total überflüssig sind. Mit Humor, auf welche Art auch immer, hab ich auch oft meine Schwierigkeiten. Schwarzer Humor oder Sarkasmus kann super funktionieren, aber eben auch nach hinten losgehen. Schade dass er wohl etwas die Stimmung versaut...

    Liebste Grüße, Aleshanee

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Aleshanee,

      wie ich in meiner Rezension schrieb, ist das Buch wie mit einem Blockbuster-Film zu vergleichen. Man wird gut unterhalten, aber an Tiefe fehlt es einfach. Zumal der Anfang sich gezogen hat und die Spannung erst ab Seite zweihundert eingestellt hat. Die Romanze hier in der Geschichte war mir zu überstürzt aufgebaut, von einer Sekunde auf die nächste, waren die beiden verliebt - für meinen Geschmack zu konstruiert.

      Aber heute habe ich mir das neue Buch von Natasha Pulley gekauft und werde mich auch sehr bald darin vertiefen - lange genug habe ich damit geliebäugelt. :D

      Liebe Grüße und ein schönes Wochenende!
      Nico :)

      Löschen
    2. Joa, also mit Filmen hab ich es ja nicht (mehr) so ... ich weiß genau was du meinst, denn ich habe nach diesen Filmen immer das Gefühl, dass ich 2 Stunden meines Lebens vergeudet habe.

      Ach wie schön! Ja, das hab ich gestern auch schon auf insta gesehen beim durchscrollen! Ich freu mich sehr und bin so gespannt, was du dazu sagen wirst! Ich fands ja einfach nur großartig!

      Löschen