[Rezension]: »Später« von Stephen King
21.3.25Jamie Conklin wächst in Manhatten auf und wirkt wie ein ganz normaler Junge. Mit seiner alleinerziehenden Mutter Tia teilt er jedoch ein Geheimnis: Er kann von klein auf die Geister kürzlich Verstorbener sehen und mit ihnen reden. Und die Toten müssen alle seine Fragen wahrheitsgemäß beantworten. Tia ist Literaturagentin und hat sich gerade aus großer finanzieller Not gekämpft, da stirbt ihr lukrativster Autor. Der langersehnte Abschlussband seiner großen Bestseller-Saga blieb leider unvollendet - wäre da nicht Jamies Gabe. Das Befragen der Toten ruft allerdings auch ungewollte Dämonen herbei.
REZENSION
Später von Stephen King, erscheint mit seinen 300 Seiten recht schlank und ist für Stephen King-Verhältnisse eine Kurzgeschichte, aber das hat noch lange nicht zu bedeuten, dass dieses unscheinbare, dünne Buch, es nicht doch faustdick hinter den Ohren hat.
Jamie Conklin kann von klein auf die Geister kürzlich Verstorbener sehen. Dabei treten sie immer so in Erscheinung, wie sie gestorben sind. Das musste Jamie auf die harte Tour erleben, als er zu einer Geburtstagsfeier den Geist eines Mannes sah, der bei einem Fahrradunfall ums Leben kam. Sterben die Menschen eines natürlichen Todes, so sind sie von den Lebenden kaum zu unterscheiden und selbst Jamie ist sich unsicher, wie viele Tote er tatsächlich schon gesehen hat.
Stephen King beginnt seine Geschichte, wie man es von ihm gewohnt ist, ruhig, aber eindringlich. So treffen wir zu Beginn dieser Geschichte auf Jamie, der mit seiner Mutter gerade nach Hause kommt und im Hausflur treffen sie auf den alten Professor Burkett, dessen Frau soeben gestorben ist. Doch Mrs. Burkett ist noch nicht ins Jenseits entschwunden. Stattdessen steht sie neben ihrem Mann und stichelt darüber, dass er sich von nun an ungestört mit einer alten Freundin treffen könne und immer eine Gürtelschlaufe an der Hose übersehen werde. Ohne, dass die Erwachsenen Jamie weiter beachten, unterhält sich dieser mit Mrs. Burkett und Jamie erfährt, woran sie gestorben ist und wo sie ihre wertvollen Ringe abgelegt hat, die ihr Mann bereits sucht. Denn die Geister müssen Jamies Fragen wahrheitsgemäß beantworten.
Im Verlauf dieser kurzen Geschichte, treffen wir noch auf eine enge Freundin von Jamies Mutter, Liz. Liz arbeitet bei der Polizei und die Freundschaft zu Jamies Mutter ist mehr als das. Jamies Mutter ist Literaturagentin und hat die Agentur vor einigen Jahren von ihrem Bruder, der an Demenz erkrankt ist, übernommen. Nachdem die Agentur eine Menge Geld verloren hat, sieht ihre Zukunft nicht besonders rosig aus und als wäre das nicht schon alles, stirbt ihr lukrativster Autor und sein Abschlussband der Bestseller-Reihe bleibt unvollendet. Doch Jamies Mutter sieht noch eine letzte Chance und weiß um die besondere Fähigkeit ihres Sohnes. Und auch wenn Liz anfangs ihre Zweifel an Jamies Fähigkeiten hat, schmiedet sie wenig später (aber viele Jahre später im Buch) einen perfiden Plan.
Ja, ich kann tote Leute sehen, und das Ganze hier ist wohl eine Horrorstory.
Und der Horror schleicht sich langsam in diesem Buch an den Leser heran. Auch wenn die Geister, mit denen Jamie sich von Zeit zu Zeit unterhält, sie ihm seine Fragen wahrheitsgemäß beantworten müssen, gibt es auch Geister, wie den Serienmörder Thumper, der sich strickt dagegen zu wehren scheint. Denn das Befragen der Geister lockt Dämonen an, doch davon weiß Jamie nichts, da ist es gut, dass er einen Professor kennt, der ihm seine Fragen beantworten kann. Ich war sichtlich überrascht, in diesem kleinen Buch von Stephen King einige Anspielungen zu finden. So wird hier auf das Ritual von Chüd hingewiesen, welches der geneigte Stephen King-Leser aus dem Roman ES kennt. Auch feiert Stephen King selbst ein kleines Cameo auf Seite 295, wenn auch nur in Form eines Zitat. Es sind wieder diese kleinen Besonderheiten und Querverweise, die die Romane von Stephen King zu etwas ganz Besonderem machen.
Auch wenn manche Leser fanden, dass dieser Roman stellenweise zu langatmig sei, kann ich keinesfalls bestätigen, so habe ich mich auf jeder Seite bestens unterhalten gefühlt. Besonders in der zweiten Hälfte, nachdem Jamie es mit Thumper zu tun bekommt, nimmt die Geschichte richtig an fahrt auf und verwandelt sich zu einem wahren Page-Turner und springt von einem Twist zum nächsten.
Mit Später legt Stephen King eine dicht erzählte Coming of Age-Horror-Geschichte vor, die sich mehr als sehen lassen kann und neben Geschichten wie Die Leiche, ES und Das Mädchen gut aufgehoben ist und Fans von Stephen King und die, die es werden wollen, gefallen könnte.
Verlag: Heyne / Seiten: 304 / Genre: Horror / Einband: Festeinband / Übersetzer: Bernhard Kleinschmidt / Preis: 22,00 Euro (D) / ISBN: 9783453273351
Habt ihr bereits Später von Stephen King gelesen und wie hat euch dieses Buch gefallen?
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