Neuzugänge zum Welttag des Buches 2024
23.4.24Passend zum Welttag des Buches, erreichen mich heute zwei Erzählungen, über die ich vor Kurzem gestolpert bin. Seit vielen Jahren bin ich ein großer Fan des Buchbindens. Ich mag die fast schon meditative Tätigkeit mit Nadel, Zwirn und Papier Bücher zu erstellen. Auch wenn viele fast schon unzählige Arbeitsschritte von Nöten sind, um ein Buch zu binden. Meine buchbinderischen Arbeiten veröffentliche ich seit 2017 auf einen separaten Instagram-Account.
Aus Liebe zu diesem Handwerk, habe ich gefühlt alle Videos, die es zu diesem Thema gibt, auf YouTube gesehen. So auch die Folge Wie man ein Buch bindet von der SWR Handwerkskunst. In der erwähnten Folge verfolgt das Team des SWR, wie der Buchbindermeister Johannes Schneider eine Familienchronik in einem Ganzlederband fertigt. Eine Folge, die ich mir immer wieder gerne anschaue und jedes Mal doch etwas Neues entdecke.
Nach einer kurzen Recherche im Netz, bin ich auf den Golden-Luft Verlag gestoßen, welcher 2016 gegründet wurde und ausgewählte literarische Texte, wie Erzählungen, Gedichte und Prosastücke veröffentlicht, die heutzutage leicht übersehen werden. Die Einbände der Bücher, werden von Künstler gestaltet und in der hauseigenen Buchbinderei Gärtner - Fiederling in Handarbeit mit Nadel und Zwirn vom Buchbinder Johannes Schneider gebunden.
Jetzt, wo ich die im Banner gezeigten Büchlein in Händen halte, bin ich der Überzeugung dass sich jeder Cent gelohnt hat. Das Format, Schriftbild und auch die verwendeten Materialien sind von wunderbarer Qualität - Liebhaber bibliophiler Ausstattungen kommen hier mit Sicherheit auf ihre Kosten. Ich zumindest kann bereits jetzt die Hefte nur schwer aus den Händen nehmen.
Aber genug der Schwärmerei, hier die Inhaltsangaben zu den beiden Titeln, die mich beim ersten Stöbern am meisten angesprochen haben:
Ein Maler, der an Depressionen leidet, engagiert ein Modell, um sich aus seiner Schaffenskrise zu befreien. Die junge Frau, die zu ihm kommt, zieht ihn von Tag zu Tag mehr in ihren Bann – doch es gelingt ihm nicht, ihrer wilden Schönheit künstlerischen Ausdruck zu verleihen. Eingeschüchtert von ihrer körperlichen Präsenz und ihrem zunehmend selbstbewussten Auftreten, hat er das Gefühl, dass seine künstlerische Kreativität versiegt ist. Eines Morgens erinnert er sich an einen Traum, in dem er das Modell mit einer Hand erwürgt hat. Von diesem Tag an bleiben ihre Besuche aus – die Grenzen zwischen Traum und Realität beginnen zu verschwimmen.
Verlag: Golden-Luft / Seiten: 24 / Genre: Erzählung / Einband: fadengeheftete französische Broschur / Übersetzer: Armin Stein / Preis: 17,- € (D) / ISBN: 978-3-9818555-9-3
Der Autor: Ryûnosuke Akutagawa wurde 1892 in Tōkyō geboren. Nachdem er sein Studium der englischen Literatur 1916 abgeschlossen hatte, war er drei Jahre lang als Englischlehrer tätig und arbeitete danach als freier Mitarbeiter der Zeitung „Ôsaka Mainichi“. Schon während seines Studiums veröffentlichte er erste Erzählungen. Mit dem Sammelband „Rashômon“, dessen Titelgeschichte von Akira Kurosawa verfilmt wurde, gelang ihm 1917 der literarische Durchbruch. Beeinflusst von Charles Baudelaire, Edgar Allen Poe und Oscar Wilde, war Akutagawa ein Autor, der, als einer der ersten, die japanische Literaturtradition mit westlichen Strömungen verband und damit nachhaltig prägte. Akutagawa starb 1927 durch Suizid. Der bedeutendste japanische Literaturpreis ist nach ihm benannt.
Kurz bevor er seine heutige Frau kennenlernte – so erinnert sich der Erzähler der Geschichte von Franz Hellens –, traf er in Nizza hin und wieder einen jungen Künstler, der nie Geld hatte, viel trank, aber ein genialer Maler war – und zudem hellseherische Fähigkeiten hatte. Um ihm etwas Geld zukommen zu lassen, ließ er sich von ihm porträtieren, verkaufte das Bild aber nach einiger Zeit, da er keinerlei Ähnlichkeit mit sich selbst erkennen konnte. Als er Jahre später, nach dem frühen Tod des Malers, zufällig erfährt, dass das Gemälde zu einem hohen Preis weiterverkauft wurde, erinnert er sich an eine Fotografie, die er damals von dem Porträt anfertigen ließ – und macht eine verstörende Entdeckung.
Verlag: Golden-Luft / Seiten: 24 / Genre: Erzählung / Einband: fadengeheftete französische Broschur / Übersetzer: Nicola Denis / Preis: 17,- € (D) / ISBN: 978-3-9822844-9-1
Der Autor: Franz Hellens (eigentlich Frédéric Van Ermengem) wurde 1881 in Brüssel geboren, wo er 1972 starb. Er schrieb Romane, Erzählungen, Gedichte und Essays und leitete von 1922 bis 1955 die Literaturzeitschrift „Le Disque Vert“, in der u. a. André Malraux, Jean Cocteau und Henri Michaux publizierten. Trotz seines umfangreichen Werks, zu dessen Bewunderern Vladimir Nabokov gehörte, ist Hellens im deutschsprachigen Raum bisher so gut wie unbekannt.
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