[Rezension] »Sixteen Souls - Wovor die Toten sich fürchten« von Rosie Talbot

11.12.24

Die Toten zu sehen, hat einen Preis. Der 16-jährige Charlie hat ein Geheimnis: Seit ihn eine Krankheit nicht nur seine Beine, sondern fast das Leben gekostet hat, kann er Geister sehen. Eine Tatsache, die er am liebsten ignoriert – bis immer mehr Seelen aus York spurlos verschwinden. Gemeinsam mit dem mysteriösen Seher Sam und seinen Freunden muss sich Charlie auf die Suche machen. Bald ist klar: Ohne Hilfe erwartet die Geister ein grauenvolles Schicksal. Und während Sam und Charlie sich langsam näherkommen, geraten sie selbst in zunehmend große Gefahr …

REZENSION

Der 16-jährige Charlie Frith hat es nicht einfach; nach einer Meningitis wurden ihm beide Unterschenkel entfernt und als wäre das nicht bereits genug, kann er seitdem Geister sehen und mit ihnen kommunizieren. Da für ihn Geister wie normale Menschen aussehen, kann er sie schwer von den Lebenden unterscheiden, es sei denn, sie verschwinden gerade durch Wände, geschlossenen Türen oder tragen Kleidung aus vergangenen Jahrhunderten. Am liebsten würde er die Geister ignorieren, doch kommt es hin und wieder vor, dass Charlie in Todesschleifen gerät und die Tode bestimmter Geister am eigenen Leib durchlebt. Einmal in der Schleife gefangen, muss Charlie alles daran setzten aus dieser zu entkommen, um nicht selbst zu sterben. So passiert es, dass er mit entsprechenden Blessuren in die Welt der Lebenden zurückkehrt und sich den unausweichlichen Fragen seiner Eltern stellen muss. Auch wenn Charlie den Geistern am liebsten den Rücken kehren würde, ist er mit mehreren von ihnen befreundet: Olli und Heather, die ihm auf Schritt und Tritt begleiten und ihn bereits aus der einen oder anderen Todesschleife befreien konnten, sind nur ein paar davon. Eines Tages taucht in Charlies Umgebung ein seltsamer Junge auf, der Charlie zu verfolgen scheint. Der Junge stellt sich kurz darauf als Samuel Harrow heraus. Wie Charlie, kann auch er mit Geistern in Kontakt treten. Nachdem Charlie erneut im Krankenhaus liegt, schleicht sich Samuel zu ihm und erklärt, dass immer mehr Geister in York unter seltsamen Umständen verschwinden. Charlie sieht nichts schlechtes an dieser Tatsache, doch je mehr die beiden diesem Geschehen auf den Zahn fühlen, sind sie bereits zu tief in düstere okkulte Machenschaften verstrickt und das Schicksal aller Geister von York liegt in ihren Händen.

Sixteen Souls - Wovor die Toten sich fürchten ist Rosie Talbots erstes Buch, das in deutscher Sprache erschienen ist. Dementsprechend unbekannt war mir die Autorin, bis ich das Buch in der Verlagsvorschau entdeckt hatte. Rosie Talbot hat mit diesem Buch einen spannenden Jugendroman vorgelegt, der positive, wie auch ein paar kleinere negative Aspekte aufweist.

Ich mag Rosie Talbots Schreibstil sehr gerne. Sie hat einen flüssig zu lesenden Stil und auch ihre Beschreibungen reichen aus, um ein stimmiges, atmosphärisches Kopfkino zu erzeugen. Sie hat mit ihrer Geschichte eine komplexe Geisterwelt erschaffen und auch die okkulten Praktiken scheinen noch sehr vielschichtiger zu sein, als es auf dem ersten Blick scheint. Trotz des wunderbar ausgestalteten Weltenbau, bleiben leider die Figuren um Sam und die Geister (abgesehen von Heather) ein wenig zu blass und büßen somit an Tiefe ein.

Nachdem ich zum ersten Mal die Inhaltsangabe las, dachte ich eine Geschichte irgendwo zwischen Heartstopper und Ghost Wisperer lesen zu können. Zum Teil kam Sixteen Souls - Wovor die Toten sich fürchten dem nahe, [SPOILER: bis die Geschichte zu dem Punkt kam, in dem enthüllt wurde, dass Samuel eine Transperson ist. SPOILER ENDE] Ich habe ab diesem Punkt versucht, diesen Umstand des Charakters im Geschehen der Geschichte einzufügen, konnte aber selbst am Ende der Geschichte nicht erkennen, inwieweit diese Info über Samuel für den Verlauf der Geschichte wichtig war, oder habe diesen eventuell überlesen. An dieser Stelle hätte ich gerne etwas mehr über Sam erfahren, wie es dazu kam, dass er diese Entscheidung getroffen hatte. Leider hat das die Autorin versäumt. Vielleicht geht sie im zweiten Band der Reihe etwas mehr darauf ein. Daher hat mich das Buch stellenweise, emotional nicht so abholen können, wie es die Autorin vielleicht vorgesehen hatte. 

Wer Gefallen an queerer Fantasy-Literatur hat, wird mit Sixteen Souls - Wovor die Toten sich fürchten von Rosie Talbot ebenso seinen Spaß haben. Ich bin leider etwas zwiegespalten, was ich von dieser Geschichte halten soll, da mir zum Schluss hin nicht alle Plot-Twists schlüssig erscheinen. Dafür konnte mich der Schreibstil, der Weltenbau und Charlies Sicht auf die Dinge und seine Charakterentwicklung zwar gut unterhalten und bei Laune halten, doch glaube ich, dass durch den straffen und rasanten Stil der Geschichte so manche Erklärungen auf der Strecke geblieben sind und somit noch einige Fragen offen bleiben, die hoffentlich im zweiten und finalen Band der Dilogie geklärt werden. Hier ist deutlich Luft nach oben.

Verlag: Loewe / Seiten: 416 / Genre: Urban-Fantasy / Einband: Klappenbroschur / Übersetzer: Ann Lecker / Preis: 17,95 € (D) / ISBN: 9783743217362

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